
Teams sind nicht gleich Teams: Warum die Unterscheidung wichtig ist
Der Begriff „Team“ ist emotional aufgeladen und wird flächendeckend dann verwendet, wenn Menschen zusammenarbeiten. Fachlich gesehen ist das nicht präzise, denn es gibt eine Unterteilung von Teams und Arbeitsgruppen. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass weder das eine noch das andere besser ist.
Teams vs. Arbeitsgruppen
Per Definition ist der Team-Begriff dann angebracht, wenn die einzelnen Mitglieder einander brauchen, um ein Problem zu lösen. Dabei sind die nötigen Fähigkeiten in der Regel divers und die innere Abhängigkeit dementsprechend groß. Person A kann das Problem nicht alleine lösen. Sie benötigt die Hilfe von Person B und C. Vergleichbar mit einem Fußballteam, bei dem verschiedene Spezialisten eng zusammenarbeiten müssen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Bei einer Arbeitsgruppe hingegen liegt der Fokus stärker auf dem Ich. Person A benötigt nur in Ausnahmefällen die Hilfe anderer Personen und kann die Aufgabe größtenteils alleine bewältigen. Dementsprechend sind die inneren Abhängigkeiten in einer Arbeitsgruppe deutlich geringer als in einem Team. Die Fähigkeiten sind meist redundant. Vergleichbar mit einem Callcenter, in der jede Person die gleiche Qualifikation hat und eigenständig arbeiten kann.
Theorie vs. Praxis
Beobachtung: Der Begriff Team wird flächendeckend verwendet und emotional aufgeladen.
Problem: Durch die Vermischung der emotionalen Ebene („Wir sind ein Team“ als Synonym für „wir kommen gut miteinander aus“) und fachlichen Ebene kommt zu es Problemen, etwa in der Führung, der Personalauswahl und der Kommunikation.
Lösungsvorschlag: Klare Trennung der emotionalen und rationalen Ebene.
- Auf der emotionalen Ebene empfehlen wir die Logik des „emotionalen Clusters“ – sowohl Arbeitsgruppen als auch Teams können dieses bilden. Sprich, egal ob deine Gruppe ein Team oder eine Arbeitsgruppe ist, in beiden Fällen können sie sich gut verstehen und in beiden Fällen sollte etwas für das Miteinander getan werden.
- Auf der rationalen Ebene sollte eine klare und fachlich durchdachte Entscheidung darüber getroffen werden, ob das gesteckte Ziel sich besser durch ein Team oder eine Arbeitsgruppe erreichen lässt.
Expertentipp: Egal ob Team oder Arbeitsgruppe – nenn deine Einheit gerne weiter Team und pflege das emotionale Cluster. Triff auf der fachlichen Ebene aber unbedingt eine fundierte Entscheidung und triff klare Ableitungen, etwa für den Fokus in der Führung, der Art der Kommunikation und der Personalauswahl. Arbeite dabei gerne mit unserem Team4-Modell und hol dir im Zweifel Unterstützung von Experten.
Hintergründe
Es gibt diverse Gründe dafür, warum das „Team“ zu einem undifferenzierten Modewort geworden ist. Ein Faktor ist die sprachliche Konnotation – der Begriff Team passt in unsere heutige, von Anglizismen geprägte, Zeit. Er ist positiv, emotional aufgeladen und damit ein Buzzword, dass flache Hierarchien und ein gutes Arbeitsklima suggeriert – unabhängig von der tatsächlichen Struktur. Dazu kommt die Tatsache, dass der Begriff auch in der Literatur häufig nicht ausreichend abgrenzt bzw. trennscharf verwendet wird.
In der Praxis beobachten wir regelmäßig, dass grundlegendes Wissen zum Thema nicht oder nicht ausreichend vorhanden ist. Obendrein ist die schwarz-weiße Unterscheidung von Teams und Arbeitsgruppen sperrig und in der Praxis häufig nicht ohne Weiteres umsetzbar. Daher haben wir über die Jahre ein eigenes Modell entwickelt, das die Grundlogik von Teams und Arbeitsgruppen berücksichtigt, diese aber in vier verschiedene Typen ausdifferenziert. (zum Team4-Modell)
Literatur
Es gibt eine Reihe von Büchern und Studien, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Hier sind einige davon:
- „The Wisdom of Teams“ (Katzenbach und Smith, 1993): Sehr einflussreiches Werk zur Unterscheidung von Teams vs. Arbeitsgruppen.
- „Group effectiveness models“ (Hackman, 1990): Richard Hackman untersuchte, welche Bedingungen Teams effektiv machen – und unterschied dabei explizit zwischen loseren Arbeitsgruppen und echten Teams.
- „Arbeits- und Organisationspsychologie“ (Nerdinger, Blickle, Schaper, 2020): Enthältklare Abgrenzung von Arbeitsgruppen, Teams, Gruppenarbeit, Teamarbeit.
- „Radikal führen“ (Kapitel zur Teamillusion, Sprenger, 2021): Kritisiert die inflationäre Verwendung von „Team“ in Organisationen.